Leseprobe aus "Aufschneider" von Daniel Kulla
VORSPANN
Mit welchen Geschichten
konnte ich sie nun aus mir vertreiben? Im Jahre 45 vor Christus hatten die Römer ganz Gallien besetzt. Ganz Gallien? Nein, es gab da noch ein kleines Dorf, das den Widerstand aufrechterhielt. Hier lebten Asterix und Obelix, die mithilfe des Zaubertrankes und ihres kleinen Hündchens Idefix den Okkupanten trotzten. Ich durchblätterte die
Bücher und Zeitschriften, bis nichts mehr herauskam. Er hatte das Messer mit leisem Knurren weggezogen. Dabei hatte alles zunächst so gut ausgesehen. Und jetzt diesen Mann. Aber er wußte genau, was los war. Nick mußte grinsen. Ich glaube nicht, daß er gefunden werden möchte. Was wissen Sie von der Vergewaltigung? Man lebt ewig - kein weiterer Körperwechsel mehr. Jetzt bin ich verwirrt, was meine Pflicht ist, und ich habe aus Schwäche all meine Fassung verloren. Es half nichts. Und es
war langweilig. The stories don’t
work, they just make me worse and I know I’ll see your face again. Ich zappte den Fernseher
leer. ...sei es zur eigenen
Verwendung oder für den Fall, daß mal Freunde vorbeikommen. Auch dann
wird er sie alle glücklich machen... ...er wollte alle
vernichten, die ihn aus erster Hand kannten. Und dieses Vorgehen, das
müssen wir zugeben, war bemerkenswert erfolgreich. Das war
anregender. Half aber ebenso wenig. ...Ihre Mutter ist
tot. Ihr Halbbruder ist tot. Ihr anderer Bruder ist Alkoholiker. ”Ich
habe endlich jemanden gefunden, bei dem es sich lohnt, ihm etwas
vorzumachen.” Zwei Onkel sind tot, und einer ist geistesgestört. ”Er
wird es auch niemals mitbekommen, aber er wird es auch nicht wissen
wollen.” Zwei Tanten sind tot, und eine ist im Gefängnis. ”Wenigstens
kann ich ihn dabei spüren.” Sie wird von ihrem Vater an den Haaren
gezerrt, in einem Zimmer mit den mächtigsten Männern, die alle zum
Tanzen gezwungen werden, vielleicht zum Geräusch kläffender Hunde...
DER FALL Ich ging zur Garage und
fuhr einfach los. Ich dachte mir, ich könnte eine Runde durch die Stadt
drehen, und als ich sie gedreht hatte, konnte es auch noch eine sein.
Ich dachte mir, ich könnte eine Runde außen um die Stadt fahren und
nahm die Umgehungsstraße, und da ich nicht wenden wollte, fand ich mich
auf der B 26 wieder und überlegte, wo sie hinführte. Das wußte ich
überhaupt nicht, ich kannte die nächsten paar Orte vielleicht bis
Aschaffenburg, und nicht mal alle davon. Ich beschloß, soweit zu
fahren, bis die Straße nicht mehr weiterlief. Was schon in Bamberg der
Fall war, und da ich nicht wenden wollte, rauschten bald die
Leitplanken der Autobahn an mir vorbei. Der A 70, der A9, der A6, der
A61. Ich sah das Schild, das auf die Loreley verwies, nicht die Loreley
selbst, von Koblenz merkte ich nur den Regen. Als es dann dunkel wurde,
begrenzten die immer gleichen Farben meinen Tunnelblick. Das Blau der
Wegweiser, das Grau der Fahrbahn, das Gelb und Rot der Lichter.
Frankfurt vor dem kurz durchscheinenden Mond war das Letzte, was ich
jenseits der Notrufsäulen wahrnahm. Dann fraß ich nur noch die weißen
Striche und speicherte die Namen auf den Tafeln. ”Süß, wie verdattert du jetzt schaust.”
Ich fuhr die Nacht durch
und den nächsten Tag und den nächsten Tag und es gab immer noch mehr
Autobahn, immer noch Striche. Auch dort, wo ich erst eine Stunde zuvor
langgefahren war, fand ich frische Kilometer. Da der Erzähler nur
schildert, wie ich fuhr und ausklammert, daß ich aß, wenn ich hungrig
war und schlief, wenn ich müde war, gewinnt der Leser den Eindruck
einer hypnotischen Reise, so wie ich selbst ihn gewann. Eine überdimensionale
Rennstrecke ergab sich, eine über 1700 Kilometer lange Runde, durch
Berlin, durch Hamburg, durch den Ruhrpott, an Stuttgart vorbei, um
München herum; wenn die Runde endete, begann sie erneut. Und erneut. ”Du bist so ein
Volltrottel, aber mach dir nichts draus, Männer werden es eben nie
verstehen.” Als ich nach dem
Frühstück an der Tankstellenausfahrt zwei Anhalterinnen stehen sah,
merkte ich erst, daß ich seit Tagen unterwegs gewesen sein mußte. Daß
niemand mich hatte erreichen können, da ich das Handy ausgemacht hatte.
Daß ich nicht mal sicher sagen konnte, ob es jemanden gab, der sich
Sorgen machen würde. Daß ich in der ganzen
Zeit keine Anhalter gesehen hatte. Außer ihnen jetzt. Niemand trampte,
obwohl es nur ein bißchen regnerisch war, aber durchaus warm. War das
nicht mehr üblich? Wie bewegten sich die Studenten jetzt fort? Oder
bewegten sie sich nicht mehr? Mußten sie deshalb so viel geschubst
werden, weil sie sich nicht mehr bewegten? Außer den beiden
natürlich, aber da ich nicht wenden wollte, war ich bald schon zehn
Kilometer von ihnen entfernt und dachte, daß sie mittlerweile wohl
mitgenommen worden waren. Beim Betrachten der Autofahrer in den anderen
Wagen beruhigte mich dieser Gedanke plötzlich nicht mehr. Sie sahen
alle keinesfalls besonders bösartig aus. Aber ich dachte darüber nach,
daß die Anhalterinnen auch bei niemandem von diesen Leuten vorsichtig
geworden wären. Wie blöd ich auf sie
gewirkt haben mußte, ich hatte ja nicht mal in Betracht gezogen, sie
einfach mitzunehmen. Das mußte ganz schön schwer geworden sein, noch
jemanden zu finden, der nicht nur blöd guckt. Ich erwachte langsam aus
meiner Trance, die mich über die Autobahn gejagt hatte, fühlte mich
aber weiterhin betrunken. ”Und was wirst du jetzt
machen? Wie verarbeitet ein Mann eine Demütigung? Wirst du die
Playstation anmachen?” Die Schlampe steckt noch
da drin, dachte ich, Mist, daß die Geschichten nicht helfen -
vielleicht sollte ich die nächste Anhalterin mitnehmen und mir was
erzählen lassen. Das stellte sich als
viel schwerer heraus, als ich vermutet hatte. Ich klapperte alle
Rasthöfe auf dem Weg ab, fuhr sogar an größeren Abfahrten raus,
nirgendwo stand jemand. ”Die spinnen,
die LKW-Fahrer.” Spähend schlich ich über
den Parkplatz und fand nicht mal Spuren - keine Sprüche auf der
Leitplanke, keine herumliegenden Pappschilder. Wo dann?
Der Wagen rollte wieder
auf die Avus, an Potsdam vorbei und ohne extra überlegen zu müssen auf
die Raststätte. Hm, da stand ein großer Typ mit einem noch größeren
Rucksack abseits der Zapfsäulen. Ich hielt neben ihm und machte das
Fenster runter. ”Cholland?” fragte er
mit osteuropäischem Akzent. Ich überlegte kurz und
schüttelte dann doch den Kopf. Er tat mir zwar leid, weil mir
klargeworden war, daß die Anhalterei nicht mehr dasselbe war wie zu
meiner Zeit. Aber ich hätte ihm nichts erzählen können und er mir
nicht. Ach Scheiße. Auf dem ganzen Gelände
nur Motorisierte. Als ich drauf und dran war, den armen Haschtouristen
doch noch einzuladen, sah ich durch die Lücke zwischen zwei LKWs an der
Ausfahrt noch jemanden stehen. Ein viel kleinerer Rucksack, und er
kramte gerade darin. Ich fuhr hinüber und erschrak, als sich mir der
Blick auf die ganze Szene freigab. Zwei Einsatzbusse der Polizei
standen neben dem Jungen, der aus der Nähe betrachtet noch im
Schulalter zu sein schien. Ein Beamter las den Ausweis am Funkgerät vor
und zwei andere ließen sich offenbar das Gepäck vorführen. Ich blieb
ein paar Meter entfernt stehen und schaute zu. Der Junge mußte den
Rucksack geöffnet einem der Polizisten hinhalten, der durchwühlte ihn
mit groben Bewegungen und rief laut Fragen, die ich leider nicht
verstand. Ich machte den Motor
aus, woraufhin eine Beamte ausstieg und zu mir rüberzeigte. Hastig zog
der Wühler seine Arme zurück und winkte den Jungen weg. Der deutete in
Richtung seines Ausweises und bekam ihn schnell wieder. Die Autos waren
in Windeseile verschwunden und ich rollte auf den Jungen zu. Er machte sehr
selbstverständlich die Tür auf, bevor ich das Fenster runterlassen
konnte. ”Na, danke, Mann. Fährst
du die A2 oder die A9?” Das T-Shirt zeigte eine kaum verhüllte
Unaussprechlichkeit von Giger. ”Welche hilft dir denn?”
fragte ich. Der Junge wurde etwas
skeptisch. ”Na, du mußt doch sicher irgendwohin.” Er wollte nicht in
einem Wald landen, dachte ich. ”Ich muß nach
Frankfurt”, log ich, ”da sind beide Strecken okay, oder?” Er runzelte die Stirn,
und er und sein Rucksack stiegen mit geübter Bewegung ein. Ich fuhr los. ”Wie lange
hast du da schon gestanden?” Gelangweilt spulte er
ab, was er offenbar dauernd abspulte: ”Nicht sehr lange, geht auch
meistens schnell, das ist einfacher als früher. Es gibt weniger Tramper
und mehr Langstreckenfahrer, Angebot und Nachfrage. Ich bin kein
Student, ich bin wirklich erst 18 und ich weiß, daß du normalerweise
niemanden mitnimmst. Und ich werde heute noch im Wendland ankommen, ich
mach das öfter.” Bumm. Er hatte alles beantwortet. Ähm, es waren, wie
mir klar wurde, wirklich die wohl häufigsten sieben Mitnehmer-Fragen,
auf die er eingegangen war. Das waren sie damals schon gewesen - was
mir aber nie aufgefallen war. Ich hatte nicht
erwartet, mir etwas Originelles einfallen lassen zu müssen, also
erkundigte ich mich, wo denn überhaupt noch Anhalter zu finden seien. Er sah wieder skeptisch
zu mir rüber und wurde etwas munterer: ”Warum bist du denn so geil
drauf, unbedingt wen irgendwohin zu fahren? Mitteilungsbedürfnis oder
hoffst du auf‘n Fick?” Die Welt war in den
letzten Jahren eine andere geworden, soviel stand fest. ”Hey”, ich versuchte,
beschwichtigend zu klingen, schlingerte aber durch mehrere Tonlagen,
”ich fahr halt viel rum und... Hey, ich könnte eben da und da lang
fahren... Mann, es war ja nur 'ne Frage... Bist du immer so nett?” Ihm machte es offenbar
langsam Spaß, er blieb jedoch viel zu cool für sein Alter: ”Mr.
Unterhalte-mich-selten, mach ma locker. Wenn ich nichts unternehme,
sind die Gespräche immer nur der gleiche Käse. Ich kauf dir schon ab,
daß du bloß Langeweile hast, ist ja kein Wunder.” Er grinste. ”Ich
hätte dir einen runtergeholt, Mann, Chance verpaßt.” Das hätte er wohl
wirklich getan. Ich schaute kurz aus dem linken Fenster. ”Und wo stehen die
anderen nun so rum? Wenn du das öfter machst, weißt du doch, wo du mal
wen triffst.” Er hatte sich eine
Zigarette in den Mundwinkel gehängt und das Feuerzeug schußbereit:
”Stört dich das? Also, es gibt nicht mehr so viel Tramper”, schon zog
er und blies, ”weil es ist zwar einfacher geworden, aber eben auch
härter. Die ganze A4 hat gute Stellen, wo vor allem Polen und Tschechen
rumstehen: Wilsdruff, Eisenach... Dann hier eben Michendorf ist immer
wer, also öfter zuminstns. Nürnberg-Feucht wird gern genomm’, Wetterau,
obwohl ich das nicht verstehe. Und sonst eher mal sporadisch. Biste im
Außendienst?” ”Nein, ich bin verlassen
worden und fahr doof rum.” ”Also auch nicht nach
Frankfurt, oder wie?” ”Ich bleibe aber auf der
Autobahn, das tut gut.” Da waren mir ja direkt
zwei Sätze geglückt. Der Kerl war gutes Training. Das war überhaupt
eine gute Regel: jeden mitnehmen, aber nur soweit es auf der Autobahn
geht. ”Das heißt, ich setz
dich dann irgendwo raus, wo’s in die Richtung runtergeht, ähm, in
Wolfsburg oder wo?” ”Naja, das wäre schon
okay, aber das liegt im Westen, die Landstraße von Haldensleben ist das
bessere Pflaster. Im Osten wird man auch im Dunkeln noch mitgenommen,
darauf muß ich hoffen...” Ich war zwar verlassen
worden, aber er ließ seine Satzenden immer noch so hängen, daß sein
Vorankommen im Mittelpunkt blieb und das beabsichtigte Mitleid
verursachte. Der machte das wirklich öfter. Ich würde jetzt sagen,
naja, eh du da irgendwo rumstehst, fahr ich dich noch ein Stück, und er
dann, nee, laß ma, ich komm da schon weg, und ich dann wieder, ich laß
dich doch nicht in der Pampa raus und so weiter, bis wir bei ihm vor
der Tür stehen. Ich sagte: ”Von der
Autobahn geh ich aber nicht weg, sorry.” ”Laß ma”, sagte er, ”ich
komm da schon weg, kein Ding.” ”Übst du das eigentlich?
Leute an den Haken kriegen?” ”Ich sagte ja schon, es
ist alles härter geworden, da schleift sich so einiges von selbst ein.
Wenn du nichts verkaufst, gehste pleite.” ”Was ist denn härter
geworden?” fragte ich und bemühte mich zu spät, nicht arrogant zu
klingen. ”Du hast vorhin die
Bullen verjagt, oder? Es war zwar nicht der BGS, aber manchmal stänkert
die Autobahnpolizei auch. Wenn irgendwo zuviele hinbestellt wurden und
die nix zu tun haben, isn Tramper gerade das richtige Spielzeug.” ”Aber die können dich
doch auch nicht wirklich ärgern, oder?” ”Dann und wann ein
Schlag in die Niere, diese dämlichen Fragen, jedesmal eine
Viertelstunde aufgehalten werden - wenn es mehrmals auf einer Tour
passiert, kann es schon dafür sorgen, daß ich mich nicht mehr richtig
wohl fühle.” ”Du mußt nur darauf
bestehen zu erfahren, mit wem du es zu tun hast. Die haben auch Schiß
vor den Vorgesetzten.” Da platzte es aus ihm
raus: ”Das ist es wieder mal. Deshalb sieht die Welt so aus, wie sie
aussieht. Du gehörst auch zu der Fraktion, bei der immer alles nicht so
schlimm ist und nicht so schwierig sein kann. Wenn ich ein Problem
habe, hab ich es einfach nicht richtig versucht, ja? Die Nierenschläge
hatte ich immer nur vom Fragen nach der Marke.” ”Oh.” ”Ja,
oh. Aber das ist es ja nicht bloß. Es ist auch härter geworden, weil
sich keiner mehr um irgendwas kümmert. Weißt du, ich komm aus dem
Wendland, das ist da, wo sie den Atommüll hinkippen. Wenn bei uns ein
Bulle vorm Haus steht und klingelt, schlägt meine Mutter die Tür gleich
wieder zu.” Ich war wirklich
erschüttert. Ich fühlte mich wie in einem anderen Land. Dieser Junge
war halb so alt wie ich, er redete unglaublich abgeklärt, enttäuscht,
er schien allen Grund dazu zu haben. Jemanden wie ihn hatte es bisher
auf meiner Deutschlandkarte überhaupt nicht gegeben. Teilweise war ich
trotzdem dankbar, denn je länger er von den politischen
Verladespielchen in seiner Heimat erzählte, desto mehr wurde die
Schlampenschande von der Umweltschande verdeckt. Er fuhr fort, recht
gelehrt von der Evolution der Protestbewegungen zu erzählen, wohl in
der Art, wie er es von seinen Eltern kannte. Er redete davon, wie die
Hippies ihre Unschuld verloren hatten und wie die Gegenkultur
nacheinander von Zersetzungsstrategien aufgefressen worden war. Ende
der Sechziger hatten die SDSler und marxistischen Kader aller Couleur
die experimentierfreudigen Bunten dazu gebracht, damit aufzuhören, ein
anderes Leben vorzuleben und sich stattdessen aufs Glatteis des
politischen Tumults zu bewegen; die Christen hatten mit konzertierter
Aktion aus der netten und körperbetonten Spiritualität durch
Jesusbestrahlung einen Haufen schicksalsgläubiger Erdulder destilliert;
die Geheimdienste hatten ein paar Rastlose mit Waffen und Strategien
und antisemitischen Ideen versorgt und dann die Jagd auf sie eröffnet -
und auf alle anderen gleich mit; begleitend hatte man eine
Gewaltdiskussion inszeniert, die fortan die Worte Kampf und Terrorismus
im Reiz gleichsetzend verband; zuletzt hatten die Pharmakonzerne die
Szene mit billigen Drogen überschwemmt und später die passende Diagnose
dazuerfunden. Während es mir erst so
vorkam, als würde der Schleier weggerissen, den die Selbsthypnose der
letzten Tage vor meine Augen gehängt hatte, bot sich mir irgendwann ein
Bild, das ich noch nie wahrgenommen hatte. Daß es nach all der Ein-
und Ausgrenzung zumindest noch die harten Autonomen und ein paar
Versprengte der einzelnen Phasen gab, war beinahe ein Wunder, nur
hatten sie außer einem Crashkurs in moderner Staatsführung auch einen
in beschleunigter Verbitterung hinter sich. Als ich den Jungen
absetzte, bedankte ich mich bei ihm. Er schien durchaus überrascht zu
sein, daß mir seine Politpredigt nahegegangen war und schaute ein
bißchen zufriedener als noch in Michendorf. Im Jahre 1978 hatte der Verfassungsschutz das
Land mit V-Leuten überzogen und alle Hippiekommunen aufgelöst. Alle?
Alle bis auf eine. Hier lebten Adi und Ossi, die mithilfe ihrer
Zauberpilze und ihrer magisch begabten Katze Idicita
den Unterwanderungsversuchen trotzten. ”Adi, der
V-Mann zu dem du vorhin so liebenswürdig warst, ist gerade ganz
liebenswürdig zu mir. Darf ich liebenswürdig zu ihm sein?” Ich war gespannt, was
mich noch alles erwartete und freute mich darauf, meinen Kopf mit
Geschichten füllen zu können. Einen Moment lang dachte
ich an die Firma. Ich dachte daran, daß ich genügend Geld besaß, um
jahrelang davon eine Familie zu ernähren, aber eben die Familie fehlte.
Selbst wenn sich in meiner Abwesenheit jemand der Firma bemächtigen
würde, was ich eigentlich nicht glaubte, wäre mein Privatvermögen davon
gar nicht angetastet. Hatte ich nicht mal irgendwann vorgehabt, solange
zu arbeiten, bis ich mir von dem Geld eine nette Zeit machen konnte?
Das sollte ursprünglich höchstens zehn Jahre dauern. Wohlmeinend wurde
ich gewarnt, daß ich irgendwann vielleicht nicht mehr wüßte, wie eine
nette Zeit aussieht. Wie viele Jahre war ich über diesen Punkt schon
hinaus? Ich schaltete das
Telefon ein und schickte, ohne auf die Dutzenden von Nachrichten zu
achten, die mir hinterlassen worden waren, eine Rund-SMS an die
Wenigen, die sich sorgen könnten. Und auch an die, die vielleicht eine
Fahndung einleiten würden. Mit der Versandbestätigung machte ich wieder
aus und fuhr weiter. |