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Introparabel
 Titel
 Es stellt sich vor
 In welcher Welt ist es?
 Und das?
 Wer ist es?
 Abwärts
 Ist es?
 Flucht und Rückkehr
 Es scheint diese Welt zu sein
 Ist das diese Welt?
 Die wohlhabende intellektuelle Elite

 


 Inhalt

Von den Deutschen

Erwin Schrödinger, Nobelpreisträger der Physik, legt theoretischen Physikern folgendes Rätsel vor: Eine Katze befindet sich in einem geschlossenen Raum, in dem sie theoretisch durch ein Giftgaskügelchen (oder eine Patrone) getötet werden kann. Das Kügelchen oder die Patrone wird durch einen Quantenzerfallsprozeß aktiviert. Ist nach einem Intervall t die Katze tot oder lebendig?
Der theoretische Physiker kann nicht in ein Labor gehen und dieses Experiment durchführen (was ohnehin nur das Resultat eines Falles ergibt). Er setzt sich mit Bleistift und Papier hin und rechnet mit Hilfe der Quantenmechanik, was nach dem Intervall t passiert ist. Er erkennt, daß die Gleichungen ein Minimum von zwei Lösungen ergeben. In einem möglichen Universum oder Eigenzustand lebt die Katze immer noch; aber in einem anderen, ebenso möglichen Universum ist die Katze tot.
Dies ist Schrödingers berühmter „Widerspruch der Katze“. Im Grunde genommen geht es um die Frage, ob unsere physikalischen Modelle das Universum objektiv beschreiben oder ob sie nur die Grenzen unseres eigenen Wissens definieren.



 Inhalt

KATZES SCHRÖDINGER

Daniel Kulla


Ohne ein Vorwort von Frank Unger
(allerdings mit einem Gedanken des Jahres von ihm)



 Inhalt
Der Joint ließ noch immer ohrenbetäubende Wellen durch seinen Kopf rauschen, berauscht rauchte er weiter und hörte die Stimme des Verführers: Du Mußt Dein Wissen Teilen. Okay, er hatte vor, der Welt eine Chance zu geben.
Er schrieb die Datenanarchie seines Gehirns auf Luftballons, pustete sie auf und verknotete die quietschenden blauen Röhren wie die Fernsehunterhalter zu einem Hund, dann zu einer Katze und schließlich zu einer Scheibe, die von selbst in den Himmel, in die Sterne schwebte, heimwärts.
Seine Gehirndaten verglühten beim Wiedereintritt in die Atmosphäre, fielen als kosmische Asche zurück auf die Erde und wurden hier und da gelesen, irrtümlicherweise für Literatur, eine Gebrauchsanweisung oder eine Offenbarung gehalten.

I
Es
stellt
sich vor

Diese Beobachtungen weisen auf einen kritischen Prozeß von Tod und Wüstenbildung an der Wurzel des Lebendigen hin. Diese Prozesse sind ... charakterisiert durch die Stille und durch langsame Zersetzung des Opfers. Die Lebenskraft, herausgesogen aus dem Opfer, wird langsam gelähmt und gibt schließlich auf.
Wilhelm Reich, Contact With Space, Was ist DOR?

Polizei saugt
anonymes Graffiti in Zentraleuropa, um 2000 n. Chr.

Deutscher: „Das sagt einem doch der normale Menschenverstand."
Tramper: „Der sagt aber auch, daß AIDS von einem Virus verursacht wird, Haschisch gefährlich ist und daß die Regierung niemals lügt."
Tramperin: „Haben Sie denn auch mit normalem Menschenverstand Sex? Na viel Spaß dabei!"



 Inhalt
Und er sprach: Die Saat wurde auf viele Welten verstreut.
In welcher Welt ist es?

17. Januar: Ein russischer Tarnkappenjäger stürzt in der kleinen Stadt ab. Der Vorfall hat wenig Zeugen, da er gut sichtbar abends um 20 Uhr stattfindet. Zwei Polizisten, ein Obdachloser, vier jugendliche Autofahrer, die in ein Rennen verwickelt waren und ein Tankstellenwächter sind alle, die etwas davon mitbekommen. Die lokalen Polizeinachrichten berichten vom Wochenende über eine tödliche Massenkarambolage, bei der alle Beteiligten unter 18 waren; in den Kurzmeldungen ist vom ersten Frosttoten zu lesen, dem erfrorenen Obdachlosen Herbert L.; wenig später erscheint die Sterbeanzeige der Hinterbliebenen des Nachtwächters N.; es geht in der Woche das Gerücht, zwei örtliche Polizisten seien in die Hauptstadt versetzt worden.
Die schirmlose Glühbirne hing von der Decke und baumelte sogar ein bißchen, und so sah es noch mehr aus wie in einem dieser trendgesegneten Videoclips. Aber sie war aus, so daß statt des schaukelnden Video-Schattens ein flackernder von einer Kerze ein riesiges graues Abbild der Katze an die Wand warf. Diese Form, die zwei spitzen Dreiecke der Ohren, dazwischen die haargezackte Zwischenebene, gewann in diesen Ausmaßen Macht.
Alex (Tee, Restalkohol vom Abend vorher) legte die p.c. weg, die er gerade gelesen hatte, und scheuchte die Katze fort, von der er nicht mal wußte, welche aus dem ganzen Arsenal des Hauses es war. Er mochte keine Katzen mehr sehen, schon gar nicht zwei Quadratmeter groß an der nackten Schlafzimmerwand. Überall gab es nichts anderes, seit seine Freunde komplett zu diesem kindischen Katzenkult konvertiert waren. 1998 und Gott sprach durch die Katzen zu ihnen. Er konnte nicht sagen, ob sie es wirklich ernst meinten, oder ob sie nur Spaß an den Zeremonien hatten, bei denen sie alle total high wurden, wie sie sagten. Oder ob sie es sich zur Aufgabe gemacht hatten, alle anderen, ihn eingeschlossen, gründlich zu verarschen.
In jedem Fall ging es ihm auf den Keks. Er sah zu, daß er von ihren unablässigen Sprüchen - "Die Katze steht im Mittelpunkt aller Dinge", „Wenn es neue Katzen hier braucht auf Erden, müssen wir selbst die Katzen werden" - verschont blieb. Er konnte ihr hysterisches Gelächter und ihre manischen Blicke nicht ausstehen. Er ging auch heute lieber in seinen Keller und fing an zu basteln. Sollten sie doch alle durchdrehen, oben in ihrem „Katzenhaus".
Er zersägte ein paar Bretter und suchte dann noch nach einer passenden CD, mit der er das Gesinge aus der Wohnung
 

„Catness, Catness, Catness and Death"

übertönen könnte. Ein wenig Deathmetal wäre genug, würde ihn aber nur wieder dazu bringen, wie angestochen die Bretter zu zerhauen. Vielleicht lieber Jazz. Mit Jazz baut er auch die ganze Nacht hindurch. Oh ja, „The Escape from the Planet of the Apes" , sehr passend zu seiner Bastelei. Alex lächelte, während oben weiter gesungen wurde:

„Katzeklo, Katzeklo
Ja, das macht die Katze froh"


***

  Inhalt
„Ich weiß, es klingt verrückt, und alle sagen, es waren Halluzinationen,
 aber wenn das Halluzinationen waren, dann habe ich
 Halluzinationen in 3D Breitwand und 16-Kanal Dolby Stereo..."
Douglas Adams, Macht's gut und danke für den Fisch
Und das?

„Und zum Schluß noch eine interessante Theorie aus dem Netz", erzählte Mikere (zwei Haschkekse) ins Mikro von Perez Pervij. „Heute tauchte dort eine Sammlung von Erfahrungsberichten auf, die einige Psychonauten bei experimentellen Versuchsreisen zusammengetragen haben. Die Reisen zielten auf den Aufenthalt in Paralleluniversen, und es scheint, als ob ein Universum sich besonders häufig in unserer Nähe auf der Wahrscheinlichkeitsachse befindet. Immer wieder wird von einem Universum berichtet, in dem der ganze Unterschied darin zu bestehen scheint, daß es unsere Inseln nicht gibt. Also, alles lief ziemlich genau so wie bei uns die ganze Zeit, Atlantis, die Saharasia-Katastrophe, die Phase des Patriarchats mit den Eroberungen, der Industrialisierung, den Weltkriegen, den UFOs, den 60ern - ja, und dann erscheint einfach kein Llom Catooca, die ganzen Hippies, Wissenschaftsschamanen, Anarchisten haben keine eigene Insel, bleiben in den Gesellschaften. Es kommt zu keiner Batilkrise, es gibt keinen Weltbürgerkrieg und keine anhaltenden Revolutionen überall. Dort werden die Hippies zunächst gewalttätig, dann resignieren sie und verkaufen sich. Es ist eine Parallelwelt, die viel zu denken gibt. Die Liebe ist dort nicht auf eine Insel geflohen, sondern hat sich, wenn auch verbogen und entstellt, über die ganze Welt verteilt. Wir wissen nicht, wie die Zukunft unserer Welt aussieht, ob es hier gelingt, wenigstens die 13 Millionen Bewohner Llom Catoocas vor dem Kollaps zu retten oder nicht mal das; genauso wenig wissen wir , ob es dort der verbogenen Liebe möglich sein wird, die ganze Menschheit zu bewahren. Lest darüber im Netz, es lohnt sich. Hier noch ein Klassiker zum Schluß. Ihr hört Perez Pervij, ich bin Mikere und DIES ist Brons Ink, 'In the Valley of the Seeing Blind'".
 

***

 Inhalt
Wer ist es?

Mitternacht: Der russische Präsident (eine Flasche Vodka) ruft über Staatsfernsehen zur äußersten Wachsamkeit gegenüber Flugzeugen aus Richtung Mitteleuropa auf. Er verurteilt die Versuche der NATO, Rußland einschüchtern zu wollen. In der Nachtausgabe der Aktuellen Kamera (viel Kaffee) werden diese Auftritte als grundlos und provozierend bezeichnet; ein kurzer zeitgeschichtlicher Rückblick auf die anhaltende Weigerung der Russen, dem freien Friedenskriegbündnis beizutreten, eilig zusammengeschnitten, erklärt die Lage, wie sie ist.
 „Artig! Komm her!" rief Mike (drei Zigaretten in der letzten Stunde) seinem Kater Moser zu. „Du hast hier nichts zu suchen."
Moser blieb sitzen.
„Überlegst du noch?" fragte Mike wie ein Lehrer seinen Schüler.
Moser legte den Kopf zur Seite.
„Jetzt mach keine Faxen, Moser! Moser! Komm!" Mike sprang auf das Tier zu und langte nach ihm. Moser war schneller und sprang elegant zur Seite. „Wo bist du denn jetzt? Moser?" Unterm Schrank - nicht. Hinter der Heizung - nicht. Verdammt.
Mike drehte sich um und sah Moser seelenruhig in der Mitte seines Schwarzen Zimmers sitzen und die Reste der diesjährigen Fliegenpilzvorräte aufessen.

***

 Inhalt

Abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts,
abwärts.
Alice im Wunderland
„Ist Alex runtergegangen?"
„Ja, Chris, er hat sich wieder verzogen", sagte Ina (streitendes Östrogen und Testosteron aus der Pille, eine Zigarette) lächelnd und spöttisch. Das Lächeln wurde noch breiter. „Das stört dich doch nicht etwa?"
„Als du etwa gesagt hast, habe ich etwa geschrieben", sagte Chris (Grüner Tee) erstaunt.
„Du bist abgespannt, weißt du das? Du solltest jetzt mal aufhören, die Ritualvorschriften abzutippen und mit zu mir kommen."
Chris wandte seinen Kopf vom Bildschirm ab. „Ich bin abgespannt?"
„Letzte Woche hatten wir dich fast jeden Tag. Diese ganze Woche hat lediglich Marie dir einen geblasen. Du wunderst dich über jede Synchronizität, statt dich zu freuen. Und du runzelst sogar jetzt die Stirn."
„Es gibt auch Zeiten ohne Sex..."
„... und ich will selbst entscheiden, wann mir danach ist. Chris, das pflege ich nach zwei Tagen Abstinenz oder während eines Monats Bergsteigen zu sagen. Aber nach einer guten Woche vor einem Bildschirm, der deine Nerven taubmacht? Ich hab's nicht nötig, hörst du. Ich hatte einen herrlichen Fick mit Klaus, Monique hat die halbe Woche bei mir geschlafen und ich genieße mich selbst immer sehr. Aber du siehst grau aus, und das bekommt dir und uns und deinem Schwanz sicher nicht gut."
Chris speicherte ab. „Du machst das immer ganz uneigennützig."
„Hörst du, was du sagst? Och, Chris, du willst mich und dieser blöde Strahlungskasten hat dir schon alle alten Wirtschaftswunder-Abwehrfloskeln wieder eingeimpft. Was dich daran hindert, dich glücklich zu fühlen, ist leicht überdosiert. Das weißt du doch."
„Scheiße, ja", lachte Chris und nahm sie auf seine Arme, trug sie durch das Katzenhaus und sah nur noch schmerzhaftes Flimmern vor den Augen, das nach einer Lösung schrie.

 

***
 Inhalt

Wo fing es an und wann?
Was hat dich irritiert?
Was hat dich bloß so ruiniert?
Die Sterne
KATZE: Wer fragt hier, wie denn?
Robert Anton Wilson, Schrödingers Katze, Der Zauberhut
Ist es?

Was war nur aus Deutschland geworden? Dieses wunderbare Land war mal eine richtige Nation gewesen. Es hatte eine Regierung, eine Armee, eine Nationalhymne gehabt, es hatte schöne Fernsehshows, guten Fußball und Sicherheit gegeben. Es hätte doch alles so bleiben können. Es hätte doch alles so schön sein können.
Horst Immayer (Valium, ungezählte gepaffte Zigaretten) ging die Treppe vom Schlafzimmer in die Küche hinunter. Seit Tagen hatte er nur gegrübelt. Vielleicht die ganzen Wochen davor auch. Er war gebürtiger und stolzer Offenbacher.
Damals in Offenbach. Ich hatte meine Bierkneipe, in die ich abends mit den Kollegen vom Büro gehen konnte. Es war manchmal etwas trist und langweilig, aber es ging allen gut, es war Deutschland.
Dann kam 86 und die Heimholung des Ostens. Ich wurde damals schnell skeptisch, aber keiner wußte damals, daß die Gefahren nicht darin bestanden, Kerndeutschland mit der russischen Zone zusammenzufügen. 88 kam Österreich hinterher, 89 die deutschen Gebiete in Polen und der Tschechei. Es sah aus, als wäre es wieder das alte, das große Deutschland, aber ich hatte schlechte Ahnungen, weil ich mir irgendwie sicher war, daß es eigentlich nicht mehr Deutschland war.
Etwa 90 oder 91 war dann die ganze verdammte Welt einfach komplett wahnsinnig geworden. Es flammten überall Bürgerkriege auf, in denen die Schwarzen (die Llom-Catooca-Anhänger) durch ihre Existenz oder bestimmte Besetzungsaktionen die Auslöser waren, die Roten (die Außendienststellen von Batil, der kommunistischen kleinen Insel vor Llom Catooca) die treibende, aufwiegelnde, kämpfende Kraft und die Blauen die oft ebenso wahnsinnige Reaktion der jeweiligen Nation. In Rußland siegten natürlich die Roten, und halb Europa wurde deshalb von den Amerikanern besetzt. In Japan, Indien und fast ganz Afrika siegten die Roten ebenfalls, sonst war überall seitdem Bürgerkrieg. Batil lieferte Waffen, Leute, Propaganda, während Llom Catooca sich unverständlicherweise heraushielt: es war bekannt, daß es fortgeschrittener und stärker war als jedes andere Land. Trotzdem verteidigte es sich nur und suchte seine Ruhe.
Im Grunde genommen wollten wir in Offenbach auch nur unsere Ruhe haben. Aber wie überall im Land gab es dann den Großen Knall. Die amerikanischen Blauen drehten in Belgien völlig durch und veranstalteten regelrechte Massaker. Daraufhin empörten sich auch in Deutschland viele Menschen. Die Russen und andere Rote nutzten diese Stimmung aus und schafften es irgendwie, die Leute mit der Idee einer kommunistischen Diktatur anzufreunden. Um den Greueltaten der Amerikaner zu entkommen begab man sich in die Obhut des organisierten Greuels. Sie haben es jedenfalls geschluckt. Selbstverständlich nicht alle, nicht mal eine Mehrheit, aber viel zu viele. Dann war Deutschland ein Lager. Einfach alles wurde verboten oder Regeln unterworfen oder rationiert. Sie verschleierten es nicht mehr wie damals in der Zone. Sie erzählten allen, daß in Batil alle unter Waffen stünden und begeistert wären, und daß es das beste wäre, wenn wir es genauso machen würden. Frauen, Kinder ab 10, Alte manchmal bis 70 wurden bewaffnet und ausgebildet.
Sie hatten nicht ganz Deutschland, diesmal nur den Westen.
Kaum war der Kommunismus drei Tage im Land, versuchten die Blauen von außerhalb einzufallen. Ich war für Deutschland, auch für ein rotes. Also half ich mit russischen Knarren, die „Schlächter von Belgien" aus Deutschland rauszuhalten.
Aber es schien alles verloren: Es gab keine Deutschen mehr, kein helfendes Amerika, keine Völkergemeinschaft, nichts. Nur noch Schwarz, Rot und Blau, Stealth-Bomber, chemische Kampfstoffe, weiß-der-Teufel was für Viren und Computerkrams. Trotzdem blieb die Grenze auf merkwürdige Weise recht stabil. Die Blauen hatten zuviel zu tun, da in Belgien, Holland und Frankreich Bürgerkriege tobten.
Ich war zwölf Wochen an der Front zwischen Aachen und Moers und habe hundertmal gehört, wie jemand schrie: „Sie werfen Atombomben!" Die Jungs bei uns im Heer wurden im Laufe der Zeit immer unmenschlicher, unwirklicher. Sie wurden zu Sadisten, wenn ihnen ein Blauer in die Hände fiel, spießten Trophäen auf und vergewaltigten in allen Orten, in die wir einrückten. Sie sahen nicht mehr aus wie Lebewesen: die Giftgasmasken, die Virusschutzanzüge (wegen der B-Waffen vergewaltigten sie bald nur noch die „sicheren" Kameraden aus der Truppe), die Funkverbindungsgeräte, die ganze Computertechnik. Sie hätten Roboter einsetzen sollen, aber sie hatten wohl keine; also haben sie Roboter aus uns gemacht. Die amerikanische Armee bestand vielleicht nur aus Robotern.
Immer wieder diese Frage: Haben wir nun gegen Maschinen gekämpft? Wie haben wir sie zurückhalten können?
Ich werde mal runter zum Platz gehen. Die Hakenkreuzler haben sich sicher wieder zusammengefunden, und vielleicht haben die Drogen für mich.

***

 Inhalt

Warum fing es an, was war der Plan?
Eugen Balanskat
Er sprach: Ihr wart im Licht, ihr wart das Licht, ihr wart eins.
Jetzt seid ihr zwei geworden und könnt das Licht ewiglich
reflektieren, doch ihr glaubt, ihr wärt in der Finsternis.
Flucht und Rückkehr

14.  Januar: In den USA wird ein Buch mit dem Titel Following My Will veröffentlicht, in dem der Autor beschreibt, wie sein Liebesleben im Verlaufe eines Jahres aussah. Es ist zu lesen, wie er seine Kraft aus den Erlebnissen bezieht, wie tief er die Männer und Frauen, die ihr Bett mit ihm teilen, kennenlernt, welche Gelassenheit er aus diesen riesigen Verschmelzungen in langsamen, kräftigen Rhythmen zog, wie er in der Lage war, sich sein Leben völlig zu vereinfachen und schulterzuckend von vielen Dingen unabhängiger wurde. Das überhebliche Machwerk des radikalen Power-Ethikers wird von wachsamen christlichen Bürgern gesammelt und verbrannt. Robert Anton Wilson bezieht für das Buch Stellung, wodurch er erstmals der breiten amerikanischen Öffentlichkeit bekannt wird.
Hey, wow, ich dachte ja, daß ich schnell vorankommen würde, aber, Scheiße, ich kann es vielleicht noch heute abend fliegen lassen. Hey, hey, hey, hier kommt Alex. Aber ich werde es sicher kaum schaffen, die Proportionen abzustimmen, wenn ich nichts esse. Im Katzenhaus-Kühlschrank sind natürlich nur Brekkies, Kondensmilch und ihre Heiligen Pilze. Also werd ich wohl einkaufen gehen.
Nicht vergessen, den Keller abzuschließen, den Schlüssel in das Schloß, Monique ficken, Monique ficken, und gehen. Sicher achten sie auf jeden Schritt, den ich mache, Moniques Schritt, Moniques Schritt. Ich schau erstmal wo's billig ist, denn am Ende brauche ich das Geld vielleicht noch dringender fürs Basteln, ein bißchen Holz, einen Hammer, Nägel, Stecker für Monique, alles für Monique; ich deck mich lieber für'n  paar Tage ein, damit ich nicht mitten in der Erprobungsphase noch mal raus muß.
Die Wand an den Garagen: wie immer kunstvoll verziert: PENIS LOVES YOU, FÜR HASCHISCH - GEGEN NAZIS, ARISTOTELES WAR BELGIER. Ach, und jetzt machen sie auch da mit: FRITZ THE CAT IST IN DIR. Ich kann wohl nirgendwo mehr hingehen, ohne ihre verdammten Katzen sehen zu müssen. ICH BIN DIE KATZE, DEIN GOTT. Ich kann natürlich vieles von den Theorien nicht widerlegen. Daß Schrödinger beispielsweise sein Katzen-Paradox von einer Katze empfangen hat. Ich meine, klar, warum ausgerechnet Schrödingers Katze? Das ist schon klar, aber ich weiß einfach nicht, warum sie die eine Erklärung nun für richtig halten. Ich weiß nicht mal, ob sie sie für richtig halten. Sicher ist ja nur, daß sie einen Riesentumult veranstalten und mit vieldeutigen Stimmen verkünden, daß sie an all das glauben, was sie sagen. Wer weiß, was der Schwindel daran ist? Und ob sie nicht vielleicht wirklich einer wichtigen Sache auf der Spur sind. Er hatte sie gefragt.
„Du bist die alte Schule", hatte Monique daraufhin immer gesagt, im Bett, danach, als er noch so oft in ihr war, wie er wollte, oder besser: wie er konnte. „Richtig und falsch. Gut und böse. Wichtig und belanglos. Da spricht das 19. Jahrhundert, das entstammt doch alles dem christlichen Zeitalter, und das geht vorüber."
Und wieder: Ja und nein. Es ging nicht. Es klang gut: es gibt keine Gegensätze. Es klang gut, weil sie es nach ihren grandiosen Tantra-Aufführungen gesagt hatte. Aber vielleicht war es wirklich eine ihrer wichtigen Erkenntnisse? Es konnte genauso gut eine Täuschung, eine geschickte Rechtfertigung oder Beschwichtigung sein.
 

FÜR MENSCHENRECHTE
GEGEN AUSLÄNDER.

Yo, einen Riesenberg Nudeln kaufen, gute Idee. Ein paar Soßen, ein bißchen Pfannenfleisch. Wie lange muß das wohl reichen? Weiter. Kein Katzenfutter, das Öl ist alle, die Katzenstreu sicher nicht, Schokolade? Na klar. An der Kasse sind sicher noch billige Süßigkeiten. Und Tittenzeitungen mit Monique. Sie ging immer mal als Model für alles mögliche und er hatte sie schon hier und da auf dem Titel gesehen. Cover Girl, falsche Telefonnummer, Hobbys: „Dance-Klamotten kaufen, in die Disco gehen, mit meiner Katze spielen." Immerhin war nicht alles gelogen. Keins von den erleichterten Gesichtern der Typen, die über ihrem Bild kamen, wußte, wie sie das mit der Katze meinte. Aber glücklich, aber Geld, ein wichtiger Teil zum Betrieb des Katzenhauses.
Ich hab sie gefickt, Naßhosen! 18 Mark 92, hab ich sogar passend. Ich hab sie gefickt. Wo kriege ich jetzt Schrauben her?
 

FÜR VAN GOGH
GEGEN DIE UMWELT

Ich brauch noch Schrauben für die Unterseite. Ich werde es heute nacht fliegen lassen. Ihr werdet noch staunen, ihr nassen Hosen! Und ihr spitzen Ohren auch.

FÜR OBEN
GEGEN UNTEN


***

 Inhalt
Surprise! Surprise!
The government lies!
Whitney Houston
Die Regierung macht mit dem Volk, was es will.
Ingrid Schröder
Es scheint diese Welt zu sein

Roosevelt (Pfeifentabak) blätterte nervös in ein paar Berichten. Er wußte, weshalb die Offiziere hier waren und hatte keinen weiteren Bedarf an höflichem Vorgeplänkel. „Meine Herren, Sie sollten vielleicht doch zum Punkt kommen."
„Ja, wie sie wünschen, Mister President, Sir", sagte Rever (eine Linie Koks) und rückte sich auf seinem Stuhl zurecht. „Sie hatte uns Experimente finanzieren lassen, wir haben daraufhin die sechs vielversprechendsten Ansätze ausgewählt und haben nun die ersten, äh, Zwischenergebnisse vorliegen."
„Die Sache ist die, daß zu unserer Überraschung all diese verrückten Ideen tatsächlich zu funktionieren scheinen", sagte Fichaker (Restalkohol, eine Schachtel Zigaretten seit dem Zähneputzen). „Alle bis auf diesen wirklich verrückten Briten, der meint, man sollte ihm noch dreißig Jahre geben, und er würde eine Maschine konstruieren, die eine Million Berechnungen in der Minute durchführen könnte. Doch die anderen sind nicht viel unglaublicher - und scheinen trotzdem praktikabel."
Der Präsident wurde wieder unruhig. „Also heißt das, wir müssen sehen, was wir der Bevölkerung als echt verkaufen können. Wir müssen das machen, was sie glauben kann und nicht für Propaganda hält. Ich hatte den Gedanken bereits, als ich von diesem Projekt erfuhr, bei dem die Energie aus einem Atomkern ein riesiges Gebiet völlig zerstören soll. Wer wird das glauben? Werden sie nicht denken: ,Hey, sie wollen uns weismachen, es gäbe keine UFOs, aber wir sollen ernsthaft glauben, sie würden mit einem Scheißatom bewaffnet in den Krieg ziehen?,
Wie dem auch sei, Gentlemen, London steht in Flammen, erläutern Sie zunächst alle Alternativen."
Fichaker begann: „Okay, als erstes hätten wir da einen eingewanderten Wissenschaftler aus Europa, der zwar ein bißchen dramatisch ist, aber eine geradezu wahnsinnige Technologie in der Hand hat. Es sieht ein bißchen gefährlich aus, aber das Problem haben wir mit den anderen Konzepten genauso. Er behauptet also, eine Energie entdeckt zu haben, die überall vorkommt und die wir bisher nur deshalb nicht bemerkt haben, weil wir Angst davor hatten. Naja, das übliche mystische Zeugs, was Forscher so absondern. Er hat jedenfalls auf seiner Residenz in Maine ein paar Metallrohre auf ein enormes Stativ montiert und damit das Wetter beeinflußt. Mit dieser Gewalt wäre es möglich, Hurricans zu erzeugen, die ganze Atmosphäre gegen Feinde zu schleudern, andersrum kann die am Gerät selbst entstehende Ladung mühelos eine ganze Reihe von Leuten erledigen."
„Wenn Sie erlauben", sagte Rever, „dieser Reich, um den es hier geht, ist nicht ganz unumstritten, und damit meine ich nicht nur seine wissenschaftliche Arbeit. In jedem Fall müßten wir hier sehr geschickt vorgehen, weil wir letztlich die Technik von jemandem benutzen müßten, den wir in absehbarer Zeit aus dem Weg räumen werden. Wir können ihm seine Entdeckung leider nicht einfach stehlen, da es sehr riskant ist, das ganze ohne sein Wissen zu betreiben."
„Ist seine blöde Residenz denn noch nicht unterwandert?" ließ der Präsident los. „Alte senile Hanfbauern machen sie alle... Mr. Hoover wird wohl hier demnächst auch noch vorsprechen müssen. Jedenfalls denke ich, Sie sollten vielleicht zunächst fortfahren. Querköpfe haben wir weiß Gott genug am Hals."
„Wie Sie es sagen, Sir", schmunzelte Rever, „wir werden in diesem Krieg nur offenbar nicht ohne sie auskommen können. Zum andern sind die Herren auch zu unserer Überraschung willens, mit uns zusammenzuarbeiten. Verstehen Sie, es hat Vorteile, deutsche Flüchtlinge gegen die Nazis arbeiten zu lassen. Die Atombombe und auch der nächste Plan stammen im wesentlichen von Einstein, der in dieselbe Kategorie wie Reich fällt. Erläutern Sie dieses Unsichtbarkeits-Experiment, Fichaker."
„Einstein hat sich in den Zwanzigern mit der Vereinheitlichung von Gravitation und Elektromagnetismus beschäftigt. Die ganze Theorie und die Gleichungen sind so kompliziert, daß er sie selber gerade versteht. Die Idee ist die, die Kombination der beiden Felder zu nutzen, um Dinge unsichtbar zu machen. In Philadelphia wurde ein Schiff in eine unsichtbare Dimension verfrachtet und wieder zurückgebracht. Einige Matrosen sind dabei verbrannt, aber das sind Nebenerscheinungen, die wir vielleicht in den Griff bekommen könnten."
„Großer Gott", seufzte Roosevelt. „Gibt es denn nichts, was schon spruchreif ist? Hatten Sie nicht irgendwas von unseren grauen Freunden erbeutet?"
„Oh, well, die Herren haben hier auf der Erde ja ihre halbe Geschichte hinterlassen. Wir haben allein letzten Monat zwanzig Wracks ihrer Untertassen geborgen. Aber auch die Handvoll technischer Apparaturen, die wir verstehen, können wir in unseren Fabriken nicht nachbauen. Wenn Sie mit Ihnen verhandeln würden, wenn es die Möglichkeit gäbe, sie dazu zu bringen, uns ein paar ihrer Technologien zu erklären. Sie sagen Ihnen, es gäbe eine teuflische Macht auf der Erde, die mit allen Mitteln niedergerungen werden müßte."
„Ist es nicht so? Aber das sind nicht die Deutschen, wie mir scheint. Gentlemen, machen Sie es sich bequem, wir haben noch viel zu besprechen. Zigarre?"
  

***

 Inhalt

 I watch the countless millions fighting for space,
see hateful, petty acts, disjointed images
and can't believe that I'm one of the same race
Dr. Techno Funky
Haschisch erweitert das Bewußtsein.
Aber nur bei denen, die vorher schon eins hatten.
Harald Schmidt
Ist das diese Welt?

„Könnte es sein, daß wir schon lange wach sind? Wie oft muß man denn erleuchtet werden, bis man endlich wach ist?"
Enz kramte nach dem Tabak. „Ich glaube, so lange wir noch solche Fragen stellen, haben wir's noch nicht raus, Ditto." Er nahm ein Paper, bog die Seiten an und fischte sich ein paar Tabakfäden aus der Verpackung. Dabei hielt er die Nase über das Kraut und atmete tief ein. „Ich werde mich nie an das Zeug gewöhnen können. Es ist heilig." Er verteilte den Tabak gut über das Papier und bog es noch weiter, schon fast eine Rolle formend. Dann langte er nach einem Erdnußbutter-Glas mit der Aufschrift „Earl Green" und förderte ein paar staubtrockene, kaum noch grüne Hanfblattkrümel zutage, die er mit dem Tabak vermengte. „Ich weiß es jedenfalls wirklich nicht, woran man erkennen kann, ob man wirklich schon wach ist. Ich kann auch nicht sagen, wer von den anderen vielleicht schon wach ist. Nach dem äußeren Schein sind sie drüben im Katzenhaus hellwach. Aber da ich selber nicht glaube, wach zu sein, wie kann ich das beurteilen?" Er hatte mittlerweile eine ganz ansehnliche, aber etwas zu flache Zigarette fabriziert, gerade so perfekt, wie er sie zuwege bringen konnte, wenn er so selten und jedesmal fast religiös rauchte.
Ditto ließ den Kopf nach hinten auf die Couch fallen, an der er lehnte und atmete tief durch. „Es gibt scheinbar keinen Weg, es rauszufinden. Keiner kann dir sagen, ob du schon aufgewacht bist, weil er nicht wissen kann, ob es ihn selbst schon getroffen hat. Und selbst wenn er es behauptet, wie die wiedergeborenen Christen und all die Esoteriker, weißt du nicht, ob es stimmt. Letztlich kann ich nicht glauben, daß diese Leute wirklich erleuchtet sind. Du weißt schon, spirit shine all the time can render you blind. Ich kann mir von diesen Leuten beibringen lassen, wie ich vielleicht in den Zustand gelangen könnte, den sie erleuchtet nennen."
Enz hatte seine Zigarette eine Weile bewundernd angesehen und mehrmals an ihr gerochen. Nun hatte er sie zwischen den Lippen hängen und entzündete ein Streichholz. Das Geräusch des ersten Zuges, knisternd wie ein Lagerfeuer, genau wie in der Werbung, nein: viel besser, weil jetzt wirklich der heiße Dampf durch seine Lunge strömte, ihn aufpumpte, ihm den tiefsten Atemzug ermöglichte, den er je gemacht hatte. „Es gibt ganz zweifellos ein paar Erleuchtete. Aber die hatten ... keine Technik, um es zu werden. Die hatten ... ein paar extreme Erfahrungen und vor allem hatten sie die Fähigkeit, ... darauf mit Erleuchtung zu reagieren, verstehst du. ... Nicht nur die Frau von Leary ist gestorben, und er war sicher nicht der einzige Witwer, der später LSD genommen hat. Trotzdem ... wurde er wirklich erleuchtet und all die anderen nicht." Er sprach zwischen seinen Zügen und hatte mittlerweile zur Unterstützung seines Rauch-Yogas auch den Kopf zurückgelehnt. „Ich glaube nicht, daß es so etwas wie ... Vorbestimmung in dem Sinn gibt. Prädestination. Mit Crowleys  Konzept ... des Wahren Willens kommen wir auch nur wenig weiter, weil er zwar so schlau war, Gene, Erziehung, Erfahrung, höhere Einflüsse und blanken Zufall einfließen zu lassen, aber letztlich ... all diese Dinge auf einen Willen pro Mensch runtergerechnet hat. Das ist albern."
„Alles erscheint möglich, nichts erscheint möglich", sagte die Zigarette.
 

***
 Inhalt
What we are facing here is a total lack of respect for authority
Dr. Techno Funky, „Fuck um and their law"
Ich brauchte es nicht mehr, deshalb begann ich, es wirklich zu mögen. Ich mußte nicht
                             mehr allmorgendlich eine Tasse Kaffee trinken, um wach zu werden. Ich trank das
göttliche Getränk, wenn  ich Lust darauf hatte. Ich brauchte nicht mehr Bücher
aufzuschlagen, wenn ich verwirrt war, brauchte keine Zigarette, wenn ich nervös wurde,
kein Aspirin, wenn ich Kopfschmerzen bekam. Ich brauchte nichts.
Ich fand heraus, was ich wollte.
Edward Vilossi, Following My Will
Die wohlhabende intellektuelle Elite

„Ich hab sie. Ich haaaaaab sie. Ich happ sie. Jah."
Über der zitternden Hand an der Maus flimmerte die Bestätigung auf dem Bildschirm: EXECUTING YOUR DECISION, SIR. Wie lange auch immer sie dafür gebraucht hatten, das Programm für die Gehirnwäsche ihrer Räumungstruppen auszutüfteln und es abzusichern, sie waren a) zu langsam, b) zu mechanisch und c) zu alt gewesen, vor allem hatten sie d) nicht mit Crack City gerechnet.
Feierlich verkündete Minoh durch die Halle: „Pal, Wanda, hört endlich auf, langweilige Konten zu knacken. Das hier ist der Orgasmus. Eine Hundertschaft Bullen kriegt jetzt die kompletten Songtexte von Ministry metertief in die Nerven gebrannt."

Tell me something I don't know!
Push the button! Connect the goddamn Goooods!
Ministry, Psalm 69, The Way To Succeed And The Way To Suck Eggs, TV II

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Soweit zum Reinlesen
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Oder frag Kermit den Frosch.


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